Goldrausch durch Putzen

Ein Erfahrungsbericht von Susanne Ganns

Bei meiner Indienreise im März 2018 habe ich vieles erlebt und erfahren. Doch ein Erlebnis war besonders mächtig und sehr aussergewöhnlich.

Bei unseren Planungsarbeiten rund um das universelle Friedenszentrum für den freien Frieden waren immer wieder Baubegehungen nötig, um weitere Schritte einzuleiten. Es war sehr erfreulich, was in den vergangenen Monaten von den Bauleitern und ihren Teams bewerkstelligt und in hervorragender Qualität geleistet wurde.

Natürlich wo gehobelt wird, da fallen Späne und so haben wir an dem neuen goldenen Kuppeldach des Muttertempels zum einen viel Bauschmutz und zum anderen Farb-Flecken entdeckt. Diese Flecken sind entstanden, als das Baugerüst direkt neben der Kuppel mit Rostschutzfarbe gestrichen wurde. Während dieser Arbeit haben die Winde des Öfteren eine Böe vorbeigeschickt und somit die Farbe zu der Kuppel getragen.

Unsere indischen Freude waren ratlos, wie nun solch kostbare Glaskacheln zu reinigen wären. Auch das grosse Pyramidendach des Shiva-Turms war aufgrund eines Buschfeuers im vergangenen Sommer total verrusst und verdreckt.

Um jedoch das kostbare Dach künftig zu schützen, habe ich mich spontan entschieden, das Glasdach der Kuppel zu putzen, um gemeinsam mit den indischen Freunden herauszufinden, welche technischen Möglichkeiten es braucht, damit die Dächer immer ihrer Bestimmung gemäss in vollem Glanze erstrahlen können.

Es war dies eine höchstinteressante und völlig ungewöhnliche Tätigkeit. Drei Tage haben ich gemeinsam mit Angelika – die spontan ab dem 2. Tag mitgearbeitet hat – Kachel für Kachel und jede einzelne Silikonfuge mit einem kleinen Schwamm geputzt. Und dies alles im gleissenden Sonnenlicht in wundervollen Höhen.

Auch die passenden Putzmaterialien zu finden, war schon eine Herausforderung. Alles was hier bei uns mal so schnell im Supermarkt gefunden werden kann, wie Orangenöl-Reiniger, Putzschwämme oder Wischmopps mit Stil etc. ist in dieser Region eher schwierig. 1 ½ Autostunden entfernt liegt die nächst grössere Stadt und auch dort gibt es nicht immer alles und schon gleich gar nicht alles, was man für eine Glaskuppel zum Reinigen braucht.

Doch wir haben uns nicht entmutigen lassen. Selbstgebastelter langer Wischmopp, Seifenlauge aus biologischem Waschmittel, viele, viele Putzschwämme und riesige Freude bei der Arbeit, hat das Dach wieder in herrlichem Glanz erscheinen lassen.

Nach dem zweiten Tag hatte ich dann in der Nacht plötzlichen starken Schwindel, alles hat sich gedreht und es war ein Gefühl, als würde das Bett unter mir wegbrechen. Doch seltsamer Weise machte es mir keine Angst. Es war nur total ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig.

Ein Goldrausch besonderer Güte, ja ich wankte, als hätte ich einen richtigen Rausch.

Mir wurde dabei bewusst, welch eine Kraft von diesem Wunderwerk und Tempelbau ausgeht und dass es sich hier ja um die Krone der Göttin, der Mutter, handelt und nicht nur einfach um ein Kuppeldach. Eine wahrlich starke Erfahrung. Und so hatte ich immer in meinem Inneren die tiefe Gewissheit, dass ich mich vor diesem Schwindel nicht fürchten musste, auch wenn das Bett oder der Boden gefährlich schwankte.

Trotz Schwindel bin ich am nächsten Tag wieder auf das Dach und Angelika und ich haben mit Hilfe von Bhogin das Werk vollendet, indem wir alle Kacheln nochmals poliert haben.

Es war ein Hochgenuss, diese Krone in neuem Glanz zu sehen.

 

Im Anschluss daran wurde das Kuppeldach eingehüllt, um es vor weiterer Verschmutzung zu schützen.

Im Zuge dieser Arbeit wurde uns allen bewusst, dass es für die Pflege aller Dächer ein eingespieltes Team braucht und für manche Dächer auch eine „Bergsteiger-Ausrüstung“.

So kam während unserer Zeit in Indien ein Team von Kletter-Spezialisten, um die indischen Freunde in diese Arbeit einzuweisen, denn die Höhe des Shiva-Turms und der Vimana ist noch eine besondere Herausforderung.

Die erste starke Verschmutzung, welche durch das Buschfeuer entstanden ist,  wird nun von einem Spezialisten-Team vorgenommen, welches auch zugleich das künftige Dächer-Pflege-Team einarbeiten wird.

Ja auch dieses Erlebnis hat wieder gezeigt, dass dies ist nicht irgendein Bauwerk ist und jede Arbeit die dort getan wird, bewegt den Menschen, ob er diesen Ort besucht oder mit arbeitet. Es bewegt die Menschen ohne manipulativ zu wirken, sondern es wird der Kern des Menschen tief berührt, da dieser Kern mit der Liebe und Freude der Schöpfung so innig verbunden ist und dieser Kern weiss, was für ein besonderes universelles Friedenszentrum dort entsteht.

Keiner, der diesen Tempel einmal gesehen oder betreten hat, wird ihn je wieder vergessen.

Das kann ich nur bestätigen und jetzt weiss ich auch, wie sich ein echter Goldrausch anfühlt.